Bauen heute - eine Querschnittsaufgabe

Die Vernetzung von technischen, ökonomischen, ökologischen, sozialen und architektonischen Fragen führt zu einer zunehmenden Komplexität der Bauaufgaben. Eine ganzheitliche Betrachtungsweise, welche den gesamten Lebenszyklus eines Bauwerks umfasst, gewinnt immer mehr an Bedeutung. In Anbetracht dieser Entwicklung sind klare Leitstrukturen bei der Planung und Realisierung von Bauwerken nicht nur wünschenswert, sondern nötig.
Das Modell Bauplanung (SIA 112) kommt diesem Anspruch nach, indem es den Lebenszyklus eines Bauwerks in Phasen und Teilphasen gliedert und Ziele dafür definiert. Einerseits werden phasenspezifische Rollen und Leistungen dargestellt, andererseits ermöglicht die flexible Struktur des Leistungsmodells eine situativ angepasste Einbindung der Nachhaltigkeitsaspekte in den Bauprozess. Die SIA 112 kann auf alle Arten von baubezogenen Planungsleistungen und Bauwerken angewendet werden.
Einordnung der SIA 112 in die Normenwelt

Der Schweizerische Ingenieur- und Architektenverein ist bekannt für sein bedeutendes Normenwerk. In diesem werden drei Arten von Normen unterschieden:
- Technische Normen als Regeln der Baukunde
- Vertragliche Normen als Regeln der Zusammenarbeit
- Verständigungsnormen als Unterstützung der Zusammenarbeit
Bei der SIA 112 handelt es sich um eine Verständigungsnorm, mit welcher die Zusammenarbeit der am Bau Beteiligten vereinfacht und koordiniert werden kann. Sie enthält vor allem Definitionen und Erläuterungen. Die SIA 118 ist eine Vertragsnorm und wird als die wichtigste Werkvertragsgrundlage der Schweizer Bauwirtschaft angesehen. Sie enthält Regeln betreffend Abschluss, Inhalt und Abwicklung von Verträgen über Bauarbeiten. Die Ordnungen SIA 102 – 105 sowie 108 gelten ebenfalls als Vertragsnormen, sie dienen der Regelung von Leistungen und Honoraren. Die Vertragsverhältnisse der Beauftragten werden ausschliesslich in auf Basis der Ordnungen SIA 102, 103, 104, 105 und 108 abgeschlossenen Verträgen geregelt. Im forstlichen Bereich sind insbesondere die SIA 103 (Bauingenieure), SIA 104 (Ingenieurinnen und Ingenieure in den Bereichen Wald und Naturgefahren) und teilweise SIA 105 (Landschaftsarchitekten) relevant.
Normen im forstlichen Bauprozess – braucht es das?

Die forstliche Bautechnik unterscheidet sich vom konventionellen Bau im Wesentlichen darin, dass mehrheitlich lokal anfallende, natürliche Baustoffe verwendet werden. Auch wenn forstliche Bauvorhaben oft nicht dasselbe Mass an Komplexität aufweisen, wie grossangelegte Infrastrukturprojekte, bedürfen sie einer akteursübergreifenden Organisation. Die Abstimmung der Leistungen von der Planung über die Ausführung bis hin zur Bewirtschaftung des Bauwerks zielt auf einen möglichst reibungslosen Prozessablauf ab. Für die einzelnen Projektbeteiligten ist es dafür wichtig zu wissen, wo ihr Beitrag im gesamten Prozess eingeordnet wird. Mit den Normen wurde eine akteursübergreifende Sprache geschaffen, durch welche die nötige Koordination erleichtert wird. Die zunehmende Verflechtung zwischen dem forstlichen und dem klassischen Bauwesen lassen den einvernehmlichen Grundsätzen wachsende Bedeutung zukommen.