Bauwerke

Rutschungsverbau

Man spricht von „hangabwärts gerichteten Bewegungen von Hangbereichen aus Fels und/oder Lockergesteinsmassen längs eines Scherbruchs (Gleitfläche)“ (Krummenacher 2009). Rutschungen unterscheiden sich in Ausmass, Aktivität, und Gleitflächenform erheblich. Die Gründe, welche zu Instabilitäten führen sind komplex und der Zustand einiger kann im Laufe der Zeit variieren. Unter die längerfristige Grunddisposition fallen die praktisch unveränderlichen Gegebenheiten wie Bodenmaterial, Schichtung, und Neigungsverhältnisse. Mit der variablen Disposition werden kurz- und mittelfristig ändernde Zustandsgrössen wie Grund- und Niederschlagswasser, Frost, Gewitteraktivität, Vegetation und Auflasten bezeichnet. Insgesamt gelangt der Hang ins Rutschen, wenn mit der Zustandsänderung eines Faktors seine kritische Belastungsgrenze, die Scherfestigkeit überschritten wird.

Die Beeinflussungsmöglichkeit bleibt häufig auf Rutschungen kleineren Ausmasses oder „Oberflächenkosmetik“ beschränkt. Andernfalls steigt der Aufwand für geologische und hydrogeologische Abklärungen und die folgenden Massnahmen erheblich an. Bei Rutschungen stehen folgende technischen Massnahmen im Vordergrund:

  1. Wasser ableiten und drainieren
  2. eventuell Materialabtrag im treibenden Teil bzw. Aufschüttung im bremsenden Teil (Rutschfuss)
  3. Verbesserung der bodenmechanischen Eigenschaften durch Injektionen und Stabilisationen
  4. Stützkonstruktionen
  5. Rückhaltekonstruktionen
  6. Oberflächenstabilisierung

Forstlich gesehen werden zur Stabilisierung von Rutschungen alle genannten Punkte mit seltener Nutzung von Punkt 3 angewendet.

Die erste Aufmerksamkeit gehört immer dem vorhandenen und potentiellen Boden- und Oberflächenwasser. Einerseits zum Verständnis der Rutschungsmechanismen und andererseits zur ersten Stabilisation. Wasser, das aus der Rutschmasse abgeleitet werden kann, wirkt einer Stabilisierung förderlich. Exponierte Hangkanten und Bereiche, die nachrutschen könnten, werden gesichert oder abgetragen. Anderweitige Auflasten wie Bäume, Verkehr oder Materialdepots ebenso. Existieren weiter ein Schadenpotential oder weitere Interessen zur Sanierung der Rutschung, folgen zusätzliche Schritte.

Rutschungsentwässerung

Die langfristige Fassung und Ableitung von Grund- und Oberflächenwasser ist Teil jeder Stabilisationsbemühung. Nach Erfassung der Fliessverhältnisse ist diese als Teil der gesamten Rutschungssanierung zu planen. Dabei können situativ unterschiedlichste Drainagetechniken eingesetzt werden (Sickerleitung, Sickerpackung, Faschinen, eingegrabene Nadelbäume, Prügellagen, etc.). Zur Abdichtung dient Bentonit (Ton). Oberirdische Ableitung kann in Känneln unterschiedlichster Art, in abgedichteten, offenen Gräben oder verrohrt erfolgen.

Erdarbeiten

Die Einhaltung einer maximal möglichen Hangneigung, entsprechend dem Reibungswinkel des Bodenmaterials, ist zwingend. Bei Erdbewegungen ist Abtrag immer mit einer Entlastung und Auftrag mit einer Belastung verbunden. Dies berücksichtigend, kann Bodenmaterial selbst, am richtigen Ort eingesetzt, zur Stabilisierung verwendet werden (Gegenlast). Eine Trennung zwischen den einzelnen Bodenschichten ist nach Rutschungen meist nicht mehr verhältnismässig möglich. Gehölz und Wurzelstöcke stören bei den Arbeiten und sind aus der Rutschmasse zu entfernen. Böschungsnasen führen zu Tropfenerosion und verhindern das Schliessen einer schützenden Pflanzendecke. Sie werden planiert.

Stützbauwerke

Mit Stützbauwerken wird der Rutschmasse eine Last entgegengestellt. Sie haben daher ein hohes Eigengewicht (kein Kippen) und müssen sicher fundiert sein (kein Gleiten oder Grundbruch). Da gestautes Wasser hinter Stützbauwerken eine weitere Erhöhung der auftreffenden Spannungen bedeutet, ist dies durch Sickereinrichtungen oder offene Bauweise des Stützbauwerkes zu verhindern.

Rückhaltebauwerke

Rückhaltebauwerke wirken Rutschmassen nicht durch ihr Eigengewicht entgegen, sondern leiten die auf schlanke Tragewerksteile wirkenden Kräfte über Zugelemente in tiefer liegende, stabile Bodenschichten. Die Rutschhorizonte liegen also über dem verankernden Teil der Zugelemente. Seilanker, Stabanker, Bodenanker (Duckbill u.ä.) und Totmann-Anker sind Beispiele forstlich angewendeter Zugelemente. Die flächige Lastaufnahme an der Front oder innerhalb der Rutschmasse kann durch Holzwände, Kanaldielen oder Spundwandprofile erfolgen. Die Bauteile sind wesentlich schlanker als die mit ihrem Schwergewicht wirkenden Stützbauwerke.

Oberflächenstabiliserung

Bleibt die angelegte Hangneigung unter dem Scherwinkel des Bodenmaterials und stimmen die klimatischen Bedingungen, ist ein Bewuchs mit stabilisierender Vegetation gut möglich. Stimmen diese Bedingungen nicht, sind häufig anderweitige Befestigungsmassnahmen nötig. Mit Pfählungen, Diagonalflechtwerken, Hangrosten und Vernagelungen kann eine oberflächliche Armierungswirkung erzielt werden. Leicht steilere Neigungen sind damit realisierbar. Schutz vor Auswaschungen und lokalen Setzungen bieten verschiedenste Abdeckungsgeflechte, welche möglichst natürlich abbaubar sein sollten. Die standortgerechte Wahl des Saatgutes und der Gehölze sind für den Begrünungserfolg entscheidend. Die Ingenieurbiologie befasst sich eingehend mit Fragen der Oberflächenstabilisierung.

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